Schule als Lernende Organisation
Spricht man von Schule als lernender Organisation, so ist damit im Wesentlichen eine Schule gemeint, die sich „bewegt“, d. h. die nicht nur die Erhaltung und Stabilisierung von bereits Erreichtem und Etabliertem anstrebt, sondern lernfähig und „beweglich“ ihr Gesamtprofil z. B. in Reaktion auf veränderte Lern- und Lebensbedingungen der Schülerinnen und Schüler, innovative Konzepte zur Organisationsentwicklung oder kreative Gestaltungsimpulse aus den Reihen der an Schule insgesamt Beteiligten (Lehrkräfte, Eltern, Schüler*innen, pädagogische Mitarbeiter*innen) stetig ausdifferenziert. Ausdruck dieser Beweglichkeit sind die im Folgenden dargestellten, im Rahmen der Entwicklung unserer Schule zurzeit relevanten Themen.
Unterrichtsverfahren
Unterrichtsverfahren geben vor, durch welche grundsätzlichen Verfahrensweisen Unterricht bestimmt wird. Ihre Auswahl ist deswegen von so zentraler Bedeutung, weil sich in den Verfahren didaktische und pädagogische Grundsatzentscheidungen spiegeln und verfahrensbezogene Entscheidungen in puncto Motivation und Lerneffizienz weitreichende Konsequenzen haben. An der IGS Roderbruch stehen Unterrichtsverfahren wie selbstständiges Lernen, kooperatives Lernen, Differenzierung und Individualisierung klar im Fokus.
Methodenlernen
In der IGS-Roderbruch unterstützen wir unsere Schüler*innen von Beginn an aktiv darin, strukturiert, eigenverantwortlich und selbstständig zu arbeiten. Das dafür notwendige Handwerkszeug (Methoden und Lernstrategien) vermitteln wird unseren Schüler*innen im Rahmen der üblichen thematischen Zusammenhänge im Fachunterricht mit dem Ziel, deren methodischen Kompetenzen sukzessive zu steigern.
Lernen in jahrgangsgemischten Gruppen
Die Kinder lernen miteinander und voneinander. Sie können sich gegenseitig zu Lernprozessen motivieren, sich inspirieren und sich untereinander anspornen, Neues zu entdecken. Die Durchmischung von Kindern aus unterschiedlichen Alters-, Leistungs- und Interessengruppen ist in der IGS Roderbruch Programm, beginnt im Primarbereich mit dem jahrgangsübergreifenden Lernen (JüL), setzt sich z.B. in den Ganztagsinitiativen der Sekundarstufe I fort und endet in der Oberstufe mit Projekten wie „Balu und Du“, in dem sich „die Großen“ „der Kleinen“ annehmen.
Rhythmisierung
Die Projektgruppe "Rhythmisierung" wurde ins Leben gerufen, um tradierte Unterrichtsstrukturen und -methoden zu überprüfen, zu überarbeiten und zeitgemäß zu gestalten.
Für die Rhythmisierung sprechen eine Reihe von Argumenten:
- weniger Lerngruppen pro Tag
- weniger Unterrichtsvorbereitung für die Lehkräfter
- Fokussierung auf wenige Fächer pro Tag für die Schüler*innen
- weniger Raum- bzw. Gebäudewechsel
- bessere Möglichkeiten zur Umsetzung binnendifferenzierten Unterrichts - mehr Möglichkeiten in der Methodenvielfalt
- mehr Zeit für die Nutzung der neuen Technologien
- Förderung von Eigenverantwortung und Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler
- mehr Ruhe und Zeitgewinn durch Verzicht auf 5-Minuten-Pausen
- weniger Lärm in den Gebäuden
- herrliche Ruhe durch fehlenden Gong
- insgesamt: entspannteres Arbeiten für alle Beteiligten
Binnendifferenzierung
In der aktuellen didaktischen Diskussion stößt man immer wieder auf Begriffe wie Individualisierung, Kompetenzorientierung oder Binnendifferenzierung. Zum Glück, muss man sagen, zeugen diese Begriffe doch von der Berücksichtigung von Vielfalt, d. h. von einem besonderen Bewusstsein dafür, dass Kinder und Jugendliche auf unterschiedliche Weise lernen. Diese Unterschiedlichkeit äußert sich im Unterricht darin, dass Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Lernwege bevorzugen, nicht in einheitlichen Lerntempi arbeiten und Informationen verschiedenartig aufnehmen und verarbeiten. Ursachen dieser Heterogenität im Klassenraum sind z. B. in der entwicklungsbedingten Individualität eines Kindes oder in den soziokulturellen Einflüssen, die ein Kind prägen, zu suchen. Familienkonstellation, materielle Lebensbedingungen oder Quantität und Qualität von lernrelevanten Erfahrungen (z. B. Sprach-, Lese- und Hörerlebnisse) konstituieren die Lernmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen. Diesen Ausgangsbedingungen muss das pädagogische Konzept einer Schule Rechnung tragen. Die IGS Roderbruch begegnet diesem besonderen Anspruch an schulisches Lernen z. B. durch innere Differenzierung, auch Binnendifferenzierung genannt. Die wesentlichen Eckdaten zum Konzept sind u. a. in der Ausgabe der Gelben Reihe - die schulinterne Publikationsreihe zu didaktischen und schulentwicklungsbezogenen Themen - „Binnendifferenzierung in den Fächern Mathe, Englisch und Deutsch im 7./8. Jahrgang - Grundsätze und Vereinbarungen“ gefasst.
Unterrichtsqualität: Was ist guter Unterricht?
Diese Frage zu beantworten ist alles andere als leicht. Stellt man sie zur Diskussion, muss man in der Regel damit rechnen, dass die Auffassungen über Unterrichtsqualität ungefähr so zahlreich sind, wie die Personen, die sich darüber äußern. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass Lehrer*innen auf Grundlage der eigenen Unterrichtserfahrungen, auf Grundlage der Ausbildung oder auf Grundlage von Fortbildungen, die man in Anspruch genommen hat, ein ganz individuelles Verständnis von Unterrichtsqualität entwickeln. Dies kann durchaus von Vorteil sein, können doch diese vielen Perspektiven bereichernd aufeinander bezogen werden. Dennoch macht dieser Umstand die Beantwortung der Frage, was guten Unterricht auszeichnet, nicht gerade einfacher.
Eine Möglichkeit aber um zu bestimmen, was qualitativ hochwertigen Unterricht auszeichnet, ist, dass man die grundlegenden Ziele festlegt, die man mit diesem Unterricht erreichen will.
Ein grundlegendes Bildungsziel an der IGS Roderbruch ist die Förderung von Lernkompetenz. Mit Lernkompetenz ist die sehr komplexe Fähigkeit dazu gemeint, das eigene Lernen selbstständig zu planen, zu gestalten und zu reflektieren bzw. in einer spezifischen Problemsituation auf ein Repertoire an Sachwissen, Lerntechniken, Methoden, Strategien und kommunikativen Möglichkeiten zuzugreifen, um das Problem zu lösen.
Im Klartext: Die Schüler*innen wissen, wie man lernt, können über ihr Lernen reflektieren und das Gelernte (Sachwissen oder Lerntechniken) anwenden, um Probleme zu lösen.
Diese Kompetenz entwickelt zu haben, ist gerade vor dem Hintergrund der komplexen Anforderungen, denen sich Schüler*innen später z. B. in beruflichen Kontexten zu stellen haben bzw. vor dem Anspruch lebenslang lernen zu müssen, nahezu unverzichtbar.
Guter Unterricht ist aus dieser Perspektive ein Unterricht, der Lernkompetenz anzubahnen hilft.
Die folgende Übersicht umfasst eine Zusammenschau von Standards, die als Orientierungspunkte für einen Unterricht dienen, in dem die Vermittlung von Lernkompetenz ein übergeordnetes Ziel ist.
Lernkompetenz
Lernkompetenz wird wirkungsvoll gefördert, wenn Schülerinnen und Schüler…
methodische Kompetenz
- … in die Planung und Gestaltung von Unterricht eingebunden werden,
- … effektive Lern- und Arbeitsstrategien entwickeln,
soziale Kompetenz
- … im Team lernen und handeln,
- … sich als Lernpartner*innen unterstützen,
personale Kompetenz
- … selbst ermitteln, was sie schon können,
- … sich selbst erreichbare Ziele setzen,
- … im individuellen Tempo arbeiten,
- … das Lernergebnis selbst bewerten,
- … sich beim Lernen beobachten und bewerten,
- … die Lernentwicklung dokumentieren.
- … die Lernerfahrung reflektieren,
- … beim Lernprozess nachsteuern.
Guter Unterricht ist aus der Lernkompetenzperspektive ein Unterricht, der diese Standards berücksichtigt!
(zu den Standards vgl. Buschmann, Renate (Hrsg.): Lernkompetenz fördern - damit Lernen gelingt. Leitfaden und Beispiele aus der Praxis. Köln 2010, S. 5)
(siehe auch https://www.deutsche-schulakademie.de/werkstatt/lernen-individuell-und-gemeinsam/)
Lernentwicklungsberichte und Feedbackkultur
Sowohl im Primarbereich als auch in den Jahrgängen 5 bis 7 des Sekundarbereichs I werden an der IGS Roderbruch die Leistungen der Schüler*innen in individuellen Lernentwicklungsberichten gefasst.
Lernentwicklungsberichte beziehen sich nicht wie Notenzeugnisse ausschließlich auf die Produkte des Lernens, sondern berücksichtigen stets auch prozessbezogene Aspekte, die individuellen Lernfortschritte der Schüler*innen und darüber hinaus auch überfachliche Kompetenzen, wie z. B. Kooperations-, Konflikt- und Teamfähigkeit, sowie Toleranz und Kompromissbereitschaft im Umgang mit Mitschülerinnen und Mitschülern. Auf diesem Wege erhalten Schüler*innen und Eltern detaillierte Rückmeldungen zur aktuellen Lernsituation, zu Lernfortschritten und ggf. auch zu Lerndefiziten in den einzelnen Fächern. Diese Rückmeldungen können zudem als Gesprächsgrundlagen für Beratungskontexte (Eltern-/Lernstandsgespräche etc.) genutzt werden.
Wesentlich erscheint, dass sich der Inhalt eines Lernentwicklungsberichts an einem pädagogischen Leistungsbegriff orientiert: Neben den Ergebnissen werden in die Leistungseinschätzung der individuelle Lern- und Entwicklungsprozess der Kinder und Jugendlichen, die soziale Dimension des Lernens und eine Förder- und/oder Forderperspektive in Bezug auf das weitere Lernen einbezogen. Die pädagogische Funktion der Leistungsbewertung hat damit Vorrang vor der Verteilungs- und Selektionsfunktion.
Lernentwicklungsberichte an der IGS Roderbruch folgen in ihrer Grundausrichtung stets den Prinzipien des Ermutigens und Förderns, sind folglich in einer dem Kind zugewandten Weise mit dem Ziel formuliert, Persönlichkeit in letzter Konsequenz zu stärken.
Vertretungskonzept
I Anspruch an ein Vertretungskonzept
Die IGS Roderbruch ist eine Ganztagsschule von Klasse 1 bis 13. Alle Schüler:innen dieser Schule sollen einen rhythmisierten Schulalltag erleben dürfen, gegliedert in Phasen gemeinsamer unterrichtlicher Erarbeitung, interessensfördernden Arbeitsgemeinschaften und selbstständiger Arbeits- und Übungsstunden. Ein nicht planbarer Unterrichtsausfall führt zu einer Unterbrechung dieses Schulalltages. Speziell in den Jahrgängen 1 bis 6 ist es unser Bestreben diese Ausfälle reduziert zu halten und (verlässliche Betreuung so zu organisieren, dass ein Lernrhythmus nicht unterbrochen wird.
Im Regelfall gehen wir davon aus, dass ein Arbeitsauftrag einer Lehrkraft vorliegt, wenn sie absehbar nicht selber unterrichten kann. Im Krankheitsfall einer Lehrkraft liegt ein Arbeitsauftrag nicht verpflichtend vor.
Krankheitsmeldungen gehen bei der UnterrichtsOrganisation per Telefon zwischen 7:30 Uhr und 7:45 Uhr ein, sodass erst im Anschluss eine Vertretung organisiert wird.
II Umfang des Vertretungskonzeptes
Die IGS Roderbruch gliedert sich in die folgenden systemischen Teile1:
JG 1 bis 4 - Verlässliche Vertretung durch pädagogische Mitarbeiter:innen im Rahmen der verlässlichen Grundschule gesichert im Abwesenheitsfall.
JG 5 und 6 - Verlässliche Vertretung durch Lehrkräfte/Pädagogische Mitarbeiter:innen (1. bis 6. Std; Nachmittagsunterricht entfällt im Abwesenheitsfall).
JG 7 und 8 – Vertretung durch Lehrkräfte/Pädagogische Mitarbeiter:innen (1. bis 6. Std; Unterricht in Randstunden entfallen im Abwesenheitsfall).
JG 9 und 10 – selbstständige Arbeit an den Themen des Unterrichts im Klassenraum, eine Vertretung wird vornehmlich nicht organisiert (1. bis 6. Std; Randstunden entfallen im Abwesenheitsfall).
JG 11 bis 13 - selbstständige Arbeit an den Themen des Unterrichts im Klassenraum, es wird keine Vertretung organisiert (1. bis 9. Std; Randstunden entfallen im Abwesenheitsfall).
III Arbeitsaufträge im Vertretungsfall
Im Vertretungsfall wird nach den oben beschriebenen Systemen unterschieden, wie und ob eine Vertretung erfolgen wird. Liegt ein Arbeitsauftrag vor, so kann die eingesetzte Lehrkraft diesen nutzen, damit die Schüler:innen selbstständig an den gestellten Aufgaben arbeiten können. Die Vertretungskraft gibt hierbei Lernimpulse und steht als Berater:in bei grundsätzlichen Fragen zur Verfügung. Gleichwohl schafft die Vertretungskraft eine lernförderliche Atmosphäre. Liegt kein Arbeitsauftrag der ausfallenden Lehrkraft vor, so wird nach dem Prinzip der Stammstunden unterrichtet. Hierbei nimmt der Jahresplaner eine zentrale Rolle ein.
Wurde für ein Fach ein spezielles Übungsheft zur selbständigen Festigung und Vertiefung von Kenntnissen und Fertigkeiten angeschafft/bereitgestellt, so kann dieses gleichwertig eingesetzt werden.
Die Vertretungskraft dokumentiert im Klassenbuch die geleistete Arbeit (Aufgaben, Übungsheft, Stammstundenprinzip), sodass die Fachlehrkraft nach ihrer Rückkehr aus der Krankheit einen Überblick über die ausgefallenen Stunden hat.
IV Vertretungsplan
Veröffentlichung / Information zum Unterrichtsausfall
Grundsätzlich gilt der tagesaktuelle Vertretungsplan, veröffentlicht über ISERV unter der Rubrik PLÄNE. Dieser wird spätestens 8:30 Uhr online einsichtig sein. Zu beachten ist hier das Datum/Uhrzeit der Erstellung des Planes, welches oben rechts auf jeder Seite zu entnehmen ist. Ist nicht das tagesaktuelle Datum zu lesen, so ist noch kein neuer Plan für den aktuellen Schultag erstellt worden.
Bei einer plötzlich ausfallenden Lehrkraft wird nach Kapazitäten eine Vertretung organisiert (siehe Punkt II).
In prekären Personalsituationen kann es notwendig sein, dass die ausfallende Lehrkraft in Absprache mit der Schulleitung für den nächsten Schultag eine Information an die Schüler:innen bzw. an die Elternschaft der Klasse/des Kurses sendet und über einen Ausfall am folgenden Schultag informiert.
Einsatz von Lehrkräften und pädagogischen Mitarbeiter:innen
Im Rahmen des Vertretungsplanes werden Lehrkräfte mit einer entsprechenden Lehrbefähigung im ausfallenden Fach oder ohne diese eingesetzt. Daher wird bei einem regulären Vertretungsfall nicht davon auszugehen sein, dass hier ein Ersatz-Unterricht stattfindet.
Weiterhin werden in den Klassenstufen 1 bis 8 auch pädagogische Mitarbeiter:innen eingesetzt. Diese nehmen vornehmlich die Aufsichtspflicht wahr und achten auf ein lernförderliches Umfeld im Klassenraum.
V Abgrenzung zum Langzeitausfall/Übergabe eines Unterrichts
Liegt ein langfristiger Ausfall einer Lehrkraft vor, so wird durch die UnterrichtsOrganisation eine Vertretungsregelung erarbeitet. Unterschieden wird hierbei zwischen einer Vertretung über mehrere Wochen und einer Übergabe von Unterricht an eine neue Lehrkraft.
In beiden Fällen findet eine Kommunikation statt. Im Bereich der Klassenstufen 1 bis 10 findet diese mit der Elternschaft per E-Mail statt. In der Sekundarstufe 2 wird diese Kommunikation vornehmlich über die Schüler:innen zur Weitergabe an mögliche Erziehungsberechtigte organisiert.